„Das Glückspiel ist eine Schicksalsprobe“

Ein Spieltheoretiker über Wetten und Glückspiel

"Das Glückspiel ist eine Schicksalsprobe"

Sacha Szabo, Unterhaltungswissenschaftler

Am Samstag winkt wieder ein Millionen-Lotto-Jackpot. Im Rahmen von Olympia und Fußball EM boomen Wettbüros und Italien wird von einem Wettskandal erschüttert. Das Glücksspiel ist zur Zeit so präsent wie selten. Glückspiele haben Menschen wohl schon immer gespielt, man denke nur an Caesars „Die Würfel sind gefallen“. Aber was ist es, was die Menschen dazu bringt, sich dem Spiel hinzugeben? Wir sprachen darüber mit dem Soziologen Sacha Szabo, der eine spieltheoretische Untersuchung zum Spiel auf Jahrmärkten schrieb.

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Wie kommt es, dass Sie sich mit dem Glücksspiel beschäftigen?

Sacha Szabo: Nun, es gibt ja verschiedene Formen des Glückspiels. Eines, das ganz zufällig Ereignisse ausgibt: Das klassische hier ist etwa das Roulette. Hier hilft einem auch kein Expertenwissen weiter. Das andere Extrem sind die Sportwetten, hier spielt das Expertenwissen eine große Rolle, was ja durch die Quoten auch abgebildet wird. Ich persönlich hatte meine prägende Erfahrung mit einem ganz anderen Glückspiel, nämlich der Losbude auf der Kirmes und dem Wunsch, solch ein riesiges Stofftier zu haben.

Losbude, Roulette, Pferdewetten das sind doch ganz unterschiedliche Dinge?

Sacha Szabo: Es sind nur unterschiedliche Ausprägungen einer besonderen Art von Spiel. Nämlich des Spiels mit dem Glück. Es gibt ja ganz unterschiedliche Spielformen. Als Grobunterscheidung kann man zwischen dem Wettkampf und dem Glückspiel unterscheiden. Während beim Wettkampf der Bessere gewinnt, ist das Glückspiel eine Art Schicksalsprobe, ob mir das Glück hold ist.

Aber eine gefährliche Probe, es gibt ja immerhin auch Spielsucht.

Sacha Szabo: Sucht wird oft vom Begriff der Suche abgeleitet. Menschen suchen in diesem Spiel etwas. Das, was sie nun suchen, kann eine Form der Bestätigung sein, dass einem das Glück auch wohlgesonnen ist und wenn man vom Glück ausgesucht wird, dann ist der emotionale Gewinn oft wichtiger als der finanzielle.

Jetzt verharmlosen Sie die Sucht aber.

Sacha Szabo: Nein, natürlich gibt es objektive Kriterien, die die Sucht kennzeichnen. Dazu gehört die Fokussierung auf das Spiel, das Vernachlässigen von sozialen Kontakten, von Beruf, von Familie, ja sogar von körperlicher Hygiene. Der Reiz des Spiels wird häufig durch die Ausschüttung von Glückshormonen begründet, diese Begründung ist aber für mich zu kurz. Ich glaube, dass häufig zur biologischen Veranlagung auch ein aktuelles Ereignis hinzukommt. Eine Phase der Enttäuschung, des Unglücklichseins, in dieser Phase Glück zu erleben ist wie eine Droge. Man will sich des Glückes versichern und hofft, dass es bei einem bleibt oder wiederkommt.

Deshalb spricht man auch von der Pechsträhne.

Sacha Szabo: Ja, diese Begriffe tragen ja nicht der Beliebigkeit der Ereignisse Rechnung, sondern verleihen dem Glück fast magische Eigenschaften. Und tatsächlich haben Forschungen gezeigt, dass Menschen ihre persönliche Chance höher einschätzen als die statistische.

Die Magie des Glücks?

Sacha Szabo: Das ist eine schöne Beschreibung, ja, das Glück ist magisch und wird auch gerne durch bestimmte Rituale beschworen. Vom Pusten auf die Würfel bis zum Augenschließen. Auch die Glückszahlen beim Lotto haben eine magische Bedeutung. Viele nehmen ja Geburtsdaten ihrer Liebsten und dann hätte der Gewinn Beweiskraft, dass das Leben unter einem guten Omen steht.

Wir begannen unser Gespräch aber über Sportwetten, was sagen Sie nun dazu?

Sacha Szabo: Die Sportwetten sind eine Art Bestätigung des Expertenwissens. Ich weiß beispielsweise etwas über das Pferd oder die Mannschaft, das kein anderer weiß und dieses Wissen wird nun durch die Wette belohnt. Aber die Quote reguliert nun auch dieses Wissen wieder, so dass es am Schluss doch auf das Glück hinausläuft. Das Glück will egalitär sein.

Was sagen Sie dann zu der Wettmafia?

Sacha Szabo: Es sind Spielverderber im wahrsten Sinn des Wortes. Diese Leute betreiben ja auch keine Schicksalsprobe, höchstens die, ob sie erwischt werden.

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